Welche Bedeutung haben in der Gegenwart der Personenschutz und die Personenschutzausbildung und mit welcher Konsequenz muss das umgesetzt werden? Bei einem Direktkontakt unautorisierter Personen mit einer Schutzperson liegt eine unmittelbare Gefährdung vor, wenn es nicht bereits ein Angriff ist und wir von einer Bedrohung sprechen. In Unkenntnis der Ziele eines Angreifers muss dessen Handeln immer konsequent unterbunden werden. Das erfordert ein Zusammenwirken vieler Beteiligter und ein aktuelles Ereignis offenbart erhebliche Probleme bei der Organisation und Umsetzung des Personenschutzes in der Bundesregierung als ganzheitliche Aufgabe. Dabei geht es um mehr, als nur den unmittelbaren Personenschutz im Nahbereich, das Zusammenwirken aller Beteiligter muss in einem Sicherungskonzept geregelt, auf dieser Grundlage ausgebildet und trainiert werden. Bei der Dislozierung der Verantwortung zwischen mehreren Beteiligten, hier Bundeskriminalamt, Bundespolizei, Landespolizei und territorialer Objektschutz, dürfen keine rechts- und handlungsfreien Räume entstehen. Dies ist zu unterstellen und zu untersuchen, wenn ein Angriff auf die Schutzperson nicht verhindert wird. Das ist nun wohl geschehen und Auswertungsergebnisse sollten nicht zu lange auf sich warten lassen. 

Am 24. Mai 2023 wurde der Bundeskanzler der viertgrößten Wirtschaftsmacht der Welt, Olaf Scholz, innerhalb des Flughafens Frankfurt am Main von einer unbekannten und unautorisierten Person mit direktem Kontakt „umarmt“. ⇒  ⇒  ⇒

Nach Presseveröffentlichungen hat sich diese Person unbehelligt mit einem Privatwagen in die geschlossene Fahrzeugkolonne auf dem Weg zum Flughafen eingeschleust, mit dieser Fahrzeugkolonne den Flughafenbereich unkontrolliert betreten und sich nach dem ungehinderten Verlassen seines Fahrzeuges dem Bundeskanzler unbehelligt genähert und einen Direktkontakt hergestellt. Bei einem möglichen Angriff muss man mit dem Einsatz von Hieb- und Stichwaffen, Kontaktgift mit Kurzzeit- oder Langzeitwirkung, Anbringen „unsichtbarer“ elektronischer Überwachungstechnik u.a. Handlungen rechnen. Es kann aber „auch nur“ ein Test sein, möglicherweise gut verschleiert. Die schnelle Entschuldigung, der Bundeskanzler habe sich nicht bedroht gefühlt, ist unerheblich, er war es. Es gibt keinen Hinweis, dass mit der notwendigen Konsequenz der Kontakt unterbunden wurde. Eine freundliche Aufforderung, sich zu entfernen, gehört da nicht dazu. Ein direkter Kontakt muss immer als möglicher Angriff gewertet und ggf. unter Einsatz von Gewalt unterbunden werden. Das ist Gegenstand jeder seriösen Personenschutzausbildung und muss trainiert werden.

Allerdings wären das die letzten Mittel, weil bereits vorher in der Transport- und Vorfeldsicherung erhebliche Fehler gemacht wurden. Im Rahmen der Transportsicherung wäre das Einschleusen in eine geschlossene Kolonne ebenso zu unterbinden wie das Einfahren in den Sperrbereich eines Flughafens und das Verlassen eines unautorisierten Fahrzeuges. Das Versagen betrifft alle Bereiche der ganzheitlichen Sicherheitsorganisation und das gestattet die Frage nach Ausbildungsqualität, Trainingsintensität und vor allem auch der verbindlichen Regulierung über ganzheitliche Vorschriften, wie einer für alle Beteiligen verbindlichen Sicherungskonzeption. Verantwortlich dafür ist wohl das Bundesinnenministerium?

Die Erfahrungen von vergangenen Ereignissen belegen leider, dass bei derartigen komplexen Prozessen in Deutschland gern die Verantwortung verteilt wird und deren Bestimmung nicht leicht ist, siehe die Loveparade 2010 mit 21 Toten. Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg ist Waise. Das Ereignis und seine Aufarbeitung werden auch international aufmerksam verfolgt. Hoffen wir auf eine zeitnahe Bestimmung der politischen und der dienstlichen Verantwortung und auf schnelle Korrekturen der Fehler.

Die Personenschutzausbildung bei privaten Bildungsträgern in Deutschland kann mit der behördlichen Personenschutzausbildung nicht verglichen werden. Der Bedarf an privaten Personenschützern ist darüber hinaus überschaubar und konzentriert sich mehr auf die Personenbegleitung, fehlerhaft oft als Personenschutz bezeichnet.

Sie haben Fragen?

Tel.: +49 (030) 98 19 53 76
Fax: +49 (030) 98 19 53 77
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

geöffnet werktags
07:30 Uhr - 16:00 Uhr

Kontakt / Anfahrt
Anfrageformular

Hinweis

Mit Sternchen (*) gekennzeichnete Kurse (Kurs endet am ...) wurden bereits eröffnet. Ob ein nachträglicher Einstieg in den Kurs noch möglich ist, bitte per eMail oder telefonisch erfragen.

vds rgb landscape